Als Kind habe ich oft gebetet und immer, wenn eine schwierige oder bedrohliche Situation aufkam, Gott um Hilfe gebeten. Mittlerweile habe ich erkannt, dass Gott nicht außerhalb von mir ist. Doch die Gewohnheit ist noch da, wenn ich in Not bin (oder jemand anderes), ein Stoßgebet loszuschicken »Gott, bitte mach…«
So auch kürzlich, als meine Nichte ins Krankenhaus kam. Spontan kam wieder die alte Gewohnheit hoch und ich hörte mich innerlich sagen: »Gott, bitte mach, dass es ihr bald wieder gut geht.«
Daran ist natürlich nichts verkehrt. Gebete wirken heilsam. Doch in diesem Moment hielt ich inne und fragte mich: »Wen bittest du da eigentlich?« Und: »Wenn DU Gott wärst, würdest du dir deine Bitte gewähren?« Meine nächste Frage war dann: »Wenn ja, warum dann bitten?«
Da entstand ein interessanter Monolog in meinem Kopf. »Gott/das Universum/Alles, Was Ist« ist in mir. Ich bitte also eigentlich mich selbst. Die Frage, ob ich mir meine Bitte gewähren würde, war in Bezug auf meine Nichte klar. Natürlich! Aber wenn es um mich ging auch?
Jetzt frage ich dich: Wenn DU Gott wärst (was du ja bist) – also das allmächtige Wesen, das alle Fäden in der Hand hält, das Universum, das ALL-EINS oder wie immer du es nennen willst – jene Macht, die alles steuert, würdest du dir deine Bitten gewähren?
Interessanterweise kommt manchmal etwas ganz Anderes dabei heraus, als man vermutet. Man muss sich die Frage nur mit dem Gefühl beantworten. Nicht mit dem Verstand! Vom Verstand her würden wir uns natürlich alles gewähren! Aber auch vom Gefühl her?
Und wenn nicht – warum nicht?
Hier stößt man eventuell noch auf mangelnde Selbstliebe. Wenn du Gott oder das Universum um die Erfüllung deiner Wünsche bittest und das Universum oder Gott würde als Wesen aus dem Himmel zu dir herab steigen, sich zu dir setzen und dich fragen: »Würdest du es dir denn selbst gewähren, wenn du ich wärst?«
Mit dieser Frage ist man plötzlich mit der Einstellung sich selbst gegenüber konfrontiert. Liebt man sich genug, um sich all den Reichtum, das Glück, die Liebe, die Freude, die Gesundheit usw. selbst zu gewähren? Erlaubt man es sich?
Mache einfach mal diesen Test. Wenn du das nächste Mal das Universum um etwas bittest, stelle es dir als ein Wesen vor, das sich zu dir setzt und dir diese Frage stellt: »Was würdest DU an meiner Stelle tun?« Bedenke: Die Frage ist nicht: »Was würdest du tun wollen?« Was wir tun wollen würden, ist klar. Wir würden uns unsere Wünsche selbstverständlich erfüllen wollen. Aber »Was würdest du an Gottes Stelle tatsächlich tun?«
Welches Gefühl entsteht da in dir? Prüfe es mal nach. Du wirst erstaunliche Dinge herausfinden.
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